Langes Warten in der Kälte

Kreis Kleve.   Weiterhin sind die Zustände an der Ausländerbehörde des Kreises katastrophal schlecht. Viele Menschen warten stundenlang vergeblich in der Kälte.

Es ist kalt, es ist dunkel, es ist 5.30 Uhr und es stehen gut 100 Menschen vor der Ausländerbehörde des Kreises Kleve an der Nassauer Allee 81. Die Menschen warten darauf, dass es endlich 6 Uhr wird und die Mitarbeiter der Verwaltung pünktlich anfangen.

Manche stehen hier bereits seit 3 Uhr in der Nacht, um eine der begehrten Nummern zu ergattern. Sie alle benötigen einen Termin in der Ausländerbehörde an der Nassauer Allee 15, doch nur wer sich frühzeitig in der Kälte anstellt, der bekommt auch eine Nummer: „Diese Tortur ist beschämend für den Kreis Kleve“, sagt Unternehmer Heinz Seitz von den Grünen der NRZ. Er möchte sich an diesem Morgen selbst ein Bild von der Lage machen.

„Was sind das für Zustände?“

Seit langem schafft es die Kreisverwaltung in Kleve nicht, eine vernünftige Organisation bei der Terminvergabe im Ausländeramt zu organisieren. Der neue Außenposten an der Nassauer Allee 81 sollte eine Entlastung sein, doch besser geworden sind die Verhältnisse für die Betroffenen nicht. „Das Problem wurde nur aus Sichtweite der Kreisverwaltung geschoben“, ärgert sich Birgitt Höhn, Mitglied des Kreistages.

Am Dienstagmorgen wartete ein Mann aus den Niederlanden mit seiner Frau und einem vier Wochen alten Baby vor der Tür. Er möchte seinen Namen nicht nennen, um keinen Ärger zu bekommen. Er sagte, dass er bereits zum zweiten Mal hier sei, um eine Nummer zu erhalten. Er benötigt eine Aufenthaltsverlängerung für seine Frau: „Was sind das für Zustände? Wir sind seit 4.30 Uhr hier“, sagte er. Seine Frau wartete zwei Stunden im Auto, das Baby schrie.

Student aus Nigeria

Ein Student aus Nigeria kann es nicht fassen: „Ich bin heute bereits zum fünften Mal hier und bekomme schon wieder keinen Termin. Ich studiere an der Hochschule Rhein-Waal und benötige Unterlagen von der Ausländerbehörde. Das ist absolut nervig“, sagt er. „Selbst in meinem Heimatland Nigeria bekommt man das besser geregelt.“

Ein junger Mann aus dem Iran steht seit September jede Woche vor der Nummernausgabe an der Nassauer Allee 81. Er muss sich regelmäßig melden. Auch er hatte Dienstag kein Glück: Die Schlange war zu lang, nach zwei Stunden Wartezeit hieß es: Alle Termine sind vergeben.

„Ich bin entsetzt“

Die Kreis Klever Grünen haben Dienstag heißen Tee an die Wartenden verteilt. Es war der einzige humane Lichtblick in dieser Eiseskälte. „Für mich ist das eine Form von institutionellem Rassismus. Es kann nicht sein, dass man dies alles so schlecht organisiert“, sagt Andreas Mayer, Ratsmitglied der Grünen in Kranenburg. „Im Straßenverkehrsamt würde sich das kein Mensch bieten lassen. Dort funktioniert das doch auch. Da kann man online einen Termin bekommen und online sogar sein Wunschkennzeichen wählen. Warum funktioniert das hier nicht?“, fragt sich Mayer. Auch ehrenamtliche und professionelle Flüchtlingshelfer sind schwer genervt. Marion Claaßen von der Caritas begleitet einen minderjährigen Flüchtling: „Ich bin das erste Mal hier und wirklich entsetzt“, sagt sie.

Kreistagsmitglied Birgitt Höhn hält die Situation für „menschenunwürdig“: „Für viele Betroffene sind diese Termine enorm wichtig, weil viel für sie davon abhängt. Ursprünglich sollten 100 Termine pro Tag vergeben werden, doch am Montag wurde gar kein Termin vergeben, weil man offenbar noch Fälle aus der Vorwoche abzuarbeiten hatte“, berichtete Höhn.

Zu fünft ins Gebäude

Die Mitarbeiter der Ausländerbehörde lassen die Wartenden immer nur zu fünft ins Gebäude. Der Rest muss in der Kälte ausharren. Nach einer halben Stunde teilte man gestern den Wartenden mit, dass 50 Termine für Asylfragen vergeben werden können und 20 Termine für andere, allgemeine Themenbereiche. Die allgemeinen Termine seien aber bereits vergeben.

„Die ganze Organisation ist eine Katastrophe. Hier gibt es keinen Wartebereich, hier gibt es keine Toiletten, hier hängen Schmierzettel an der Wand, auf denen irgendetwas steht. Viele können das gar nicht verstehen. Warum schreibt man diese Informationen nicht auch auf Englisch? Eine Willkommenskultur sieht wirklich anders aus“, ärgert sich Margo Bromont-Koken von den Klever Grünen. „Und das ist auch für die Mitarbeiter der Behörde ein unhaltbarer Zustand. So kann man doch nicht arbeiten.“

Keine Chance

Ein junger Student aus Kanada stand seit fünf Uhr an. Er befand sich ganz hinten in der Reihe und hatte keine Chance: „Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Am Donnerstag muss ich wohl früher kommen.“

Foto und Text: Andreas Gebbing, NRZ

Weitere Berichte hier: http://gruene-im-kreistag-kleve.de/detail/nachricht/gruene-menschenunwuerdige-zustaende-am-auslaenderamt-kleve.html