Volksbank nimmt Denkmalschutz an Stadtmauer nicht ernst

Grüne Mitglieder des Kulturausschusses beklagen den Umgang mit dem historischen Stadtturm Netelenhorst. Die Volksbank nehme ihre Verantwortung nicht wahr.

Wiltrud Schnütgen: „Ich finde es ein Trauerspiel“


Kleve. Dieser Anblick ist für Wiltrud Schnütgen nur schwer zu ertragen. Die Reste des historischen Stadtturms am Netelenhorst leiden bereits seit geraumer Zeit unter den Bauarbeiten der neuen Volksbankzentrale am Spoykanal. Rings um die Turmreste, die denkmalgeschützt sind, stapeln sich die Baumaterialien. Es gibt Fotos, die zeigen, dass Baugerüste dagegen gelehnt werden oder Bauplanen und Zementsäcke darin stehen. Mit dem historischen Turm werde nicht achtsam umgegangen, sagt Schnütgen: „Ich finde es ein Trauerspiel“.

 

Verantwortung bei der Volksbank

Die Verantwortung für den Erhalt der Mauerreste liegt beim Bauherrn – die Volksbank Kleverland. Der Vorstandsvorsitzende Frank Ruffing sagte gestern der NRZ, dass man bei den Planungen größten Wert darauf gelegt habe, dass der Denkmalschutz sorgfältig berücksichtigt wird. Man habe alles dafür getan, dass der Stadtturm erhalten bleibe. Allerdings sei er nicht jeden Tag auf der Baustelle: „Was die Bauausführung betrifft, muss ich auf die Baufirmen verweisen. Wir haben kein Unternehmen angewiesen, nicht sorgsam mit dem Turm umzugehen“, sagt Ruffing.

Dies lässt Wiltrud Schnütgen allerdings nicht so einfach gelten: „Die Volksbank hätte mit ganz wenig Geld einen Bretterzaun oder ähnliches zum Schutz des Turmes ziehen können. Bei dieser Bausumme wäre das kein Problem gewesen. Der jetzige Umgang zeigt einfach nur: Der Turm stört uns und am liebsten hätten wir ihn beseitigt.“

Über die Frage der späteren Präsentation scheint es auch unterschiedliche Auffassungen zu geben. Frank Ruffing sagt der NRZ, dass die Turmreste später im Boden verschwinden. „Sie sind dann nicht mehr zu sehen“. Dies sei auch mit dem Denkmalschutz so abgestimmt worden. Dem Denkmalschutz wäre es am liebsten, wenn die Reste im Boden verbleiben – so seien sie am besten geschützt, so Ruffing. Lediglich eine gepflasterte Rundung im Boden und eine Info-Tafel sollen später an den Turm erinnern.

Turm soll sichtbar bleiben

„So ist das aber nicht abgesprochen“, wirft Wiltrud Schnütgen ein. Sie wisse 100-prozentig, dass sowohl der Bürgermeister als auch der Beigeordnete Haas in einer Fraktionssitzung der Grünen betont hätten, dass die Reste des Turmes sichtbar bleiben. Dies sei auch eine klare Auflage des Denkmalschutzes gewesen, so Schnütgen.

In der Bebauungsplanunterlage (Nr. 1-279-1) heißt es: „Der Eckturm „Netelenhorst“ wird von jeglicher Bebauung freigehalten. Die Doppelzügigkeit der Stadtmauer und der Netelenhorst sollen auch an der Geländeoberfläche klar ersichtlich sein. Deshalb sind die Festsetzungen des Kerngebiets MK 3 so gewählt worden, dass der Bereich des Netelenhorst sowie der Eckbereich Außenmauer von der Bebauung freigehalten und durch Maßnahmen erkennbar gemacht werden.“

Stadt: Bauher ist verantwortlich

Im Kulturausschuss sagte Baudezernent Jürgen Rauer, dass die Stadt regelmäßig den Turm kontrolliere. Man habe bereits auch einmal veranlasst, dass Baumaterial vom Turm entfernt wird. „Der Turm ist zwar auf städtischem Grund, aber die Sorge um den Schutz hat der Bauherr zu tragen.“

Andreas Gebbink, NRZ vom 09.05.2015

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Denkmalschutz: Der Turm ist tabu

„Clivio Polis– die Stadt Kleve im Jahre 1653“ zeigt die Stadt in ihrer ganzen Pracht mit allen Türmen über den Kermisdahl hinweg. Ganz rechts am Rand der Netelenhorst, der jetzt wieder freigelegt wurde. Er wurde bis zum Zweiten Weltkrieg noch als Pavillon für den alten Krankenhausgarten genutzt. FOTO: Aus dem Buch „Clivio Polis“ hrsg. vom Klevischen Verein

Auszug aus der RP vom 08.05.2012

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